Impulse für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik in der Lebensspanne

Anlässlich eines Symposiums zu Ehren des 75. Geburtstages von Herrn Prof. (em.) Dr. med. habil. Klaus Ernst wurden vielschichtige aktuelle Entwicklungen und Impulse in der Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik besprochen und in dieser Festschrift vertieft. Multidimensionale Fragestellungen des Fachgebietes betreffen sowohl klinisch diagnostisch-therapeutische, ökonomische, versorgungstechnische als auch wissenschaftliche Aspekte. Ein Schwerpunkt ist die Erkenntnis pathophysiologischer Prozesse im Entwicklungsverlauf, die zur unterschiedlichen Ausprägung und Persistenz von bereits im Kindes- und Jugendalter beginnenden psychopathologischen Auffälligkeiten bis ins Erwachsenenalter führen. Die enge Zusammenarbeit von Kinder- und Jugendpsychiatrie und Erwachsenenpsychiatrie hat dabei an Relevanz gewonnen.
Neben der historischen Darstellung zur Entwicklung psychopathologischen Verständnisses, diagnostischen Verknüpfung zur Neurologie und historischen Entwicklung von biologischen Zusatztherapieverfahren wie der Elektrokonvulsionstherapie wird die Rolle der Psychopathologie im Zeitalter der molekularen Psychiatrie im vorliegenden Buch ausführlich diskutiert. Weitere Themen sind Prävention, Früherkennung und Behandlung der gesundheitsökonomisch relevanten Alkoholabhängigkeit in der Allgemeinpsychiatrie und Forensik sowie die Beschäftigung mit zukünftigen Modellen für stationäre und teilstationäre Therapiekonzepte vor dem Hintergrund der hinsichtlich Alter, Geschlecht und Komorbidität veränderten Patientenklientel in der Suchtmedizin.
Aufgrund der Bedingungen der heutigen Leistungsgesellschaft sind Einschränkungen von Konzentration und Aufmerksamkeit wichtige Symptome, denen zunehmend Bedeutung zukommt. Z.B. beschäftigt sich die Psychiatrie seit ca. 15 Jahren mit dem Ausmaß des Fortbestehens des Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitäts-Syndroms ins Erwachsenenalter hinein, inklusive der Optimierung von Diagnosestellung und Therapie. Andererseits geht es um die Bewahrung von Aktivität, Kognition und psychischer Gesundheit bis ins höhere Lebensalter auf hohem Maße, was Gegenstand intensiver Forschungstätigkeit darstellt. Demenzerkrankungen nehmen drastisch zu und bedürfen engmaschiger Präventions- und Früherkennungsprogramme, die es zu entwickeln gilt.
Alle diese Aspekte sind im vorliegenden Buch berücksichtigt worden und werden sowohl aus historischer und gegenwärtiger als auch aus kinder-, jugend- und erwachsenenpsychiatrischer sowie forensischer Sicht diskutiert. Die multidimensionale Verknüpfung der Fachgebiete in klinischer Versorgung und wissenschaftlicher Forschung wird verdeutlicht.